Vordertreppe und Hintertreppe / Hintertreppe

Asta Nielsens Komödie Vordertreppe und Hintertreppe schlägt den Bogen in die 1910er Jahre. Arbeiterkind Sabine Schulze aus dem Hinterhaus beginnt eine Liaison mit einem Offizier im Vorderhaus. Sie verliebt sich, doch er hat ausschließlich sexuelles Interesse. Als Sabine im Lotto gewinnt, werden die sozialen Verhältnisse im Haus neu sortiert.
In Hintertreppe spielt Henny Porten ein Dienstmädchen. Als ihr Verlobter eines Tages nicht mehr zu ihren heimlichen Treffen erscheint, gibt sie dem Werben des Postboten nach. Ein Eifersuchtsdrama nimmt seinen Lauf. Alle Figuren des Kammerspiels sind von Armut gezeichnet, mangelnde Ressourcen bis hin zu körperlichen Einschränkungen prägen ihr Handeln.
Live-Musik: Peer Kleinschmidt
Einführung: Aleksandra Miljković (Filmuniversität Babelsberg)

Vergangene Vorstellungen

11 November 2023 | 17:00

Vorderhaus und Hintertreppe. Klassenverhältnisse im Stummfilm

Stummfilm-Wochenende mit Live-Musik

Das Kino war schon immer ein Spiegel sozialer Verhältnisse und Unterschiede.Doch erst seit Kurzem erhält die Frage nach sozialer Herkunft und Klasse verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit. Die Stummfilmreihe greift die Frage nach der sozialen Klasse im Film insbesondere der Weimarer Zeit auf, wo das Nachwirken des Ersten Weltkriegs, die Hyperinflation und das Aufbrechen von hegemonialen Geschlechterkonstrukten eine große Rolle spielen. Themen sind weibliche Armut und weibliche Selbstermächtigung, Fabrikarbeit, Architektur und ihre Wechselbeziehung zu gesellschaftlichen Machtverhältnissen, der Gegensatz von Dekadenz und finanzieller Not, Verführung und sexualisierte Machtverhältnisse. Räumlich-architektonische Gegensätze werden immer wieder deutlich: Betuchte Mieter*innen nutzen die ausladende Vordertreppe, während Bediensteten die schmale, weniger sichtbare Hintertreppe bleibt. Eine klaustrophobisch enge Mietswohnung im Hinterhaus steht den dekadenten, konsumorientierten Verführungsmomenten der Großstadtstraßen gegenüber.

Die Filme aus den Jahren zwischen 1914 und 1930 werden durch Filmeinführungen gerahmt und live von Stummfilmmusiker*innen begleitet. Ein Programm wird in Kooperation mit der Martin-Buber-Oberschule Spandau sowie dem Beethoven-Gymnasium Berlin von Schüler*innen musikalisch begleitet. Fast alle Filme werden von analogen 35mm-Kopien gezeigt, was mittlerweile Seltenheitswert hat.